Der Schmaus des Kasimirs
1948 Eröffnete der Schweizer Hotelier Ueli Prager das erste Mövenpick Restaurants in Zürich. Sein Restaurantkonzept basierend auf Schlichtheit, Innovation, Servicebereitschaft, Leidenschaft für kulinarische und gastronomische Perfektion, revolutionierte die Schweizer Gastronomie. 1952 setzte Ueli Prager „Riz Casimir“ (der Reis des Kasimirs auf Französisch) auf die Menükarte. Ein Gericht aus geschnetzeltem Kalbfleisch, Rahm-Currysauce, Bananen-, Ananas- und Pfirsichstückchen, das mit gerösteten Mandelsplittern und als Farbtupfer noch mit roten Peperonistreifen garniert und in einem Ring aus Langkornreis serviert wurde. Pragers Kreation traf punktgenau die Geschmackspapillen der Gäste. Fremdes wie Curry, Ananas und Bananen, vereint mit Bekanntem wie Kalbfleisch und Rahm, das war für die Schweiz der Nachkriegszeit der Himmel auf Erden. Es spiegelte den zunehmenden Wohlstand der Schweiz und das Fernweh der Bevölkerung.
Ueli Prager, der weit gereist war, wollte wohl den Zürchern ein Reisgericht aus Kaschmir, ein Curry, servieren. Heute würde „Riz Casimir“ niemals als Curry durchgehen, aber in den 1950er-Jahren wusste keiner, was ein Curry war. Das Gericht aus weissem Reis mit seiner von Kurkuma kitschig gelben, würzigen Rahmsauce und süsse Früchte hatte ein Hauch von Exotik. Das gefiel den Leuten zu jener Zeit. „Riz Casimir“ wurde Standard der Mövenpick-Küche. 2002 sollen noch immer 80’000 Portionen „Riz Casimir“ bei Mövenpick verkauft worden sein. Es steht heute als Spezialität des Hauses auf den Speisekarten der Mövenpick Restaurants weltweit.
Die Errungenschaften der Nahrungsmittelindustrie und das ständig wachsende Angebot der Detaillisten verhalfen dem Rezept in den Alltag der Schweizer Küche. 1960 kam der Parboildreis auf den Markt und Reis kochen wurde zum Kinderspiel, gelang immer. Maggi und Knorr erkannten den Trend und entwickelten die passenden Fertigsaucen aus dem Beutel. Dadurch wurde das Herstellen von „Riz Casimir“ für jedermann möglich, da die meisten Haushalte zu jener Zeit kaum an Currygewürze herangekommen wären. Durch den Erfolg des Grossverteilers Migros, wurden Früchte aus der Dose erschwinglich. Mit der Zeit wanderten die Früchte gleich in die Sauce und ersetzte das Fleisch. Das billigste Rezept ersetzte Dosenfrüchte durch gekochte Äpfel und Bananen. So entstand ein kostengünstiges Essen für die ganze Familie. Süsse Früchte an einer quietsch gelben Sauce mit weissem Reis. Durch die Beutelsauce, den frischen oder den Früchten aus der Dose, der nur mit Salz gekochte Parboildreis, schmeckte das Gericht immer gleich und gelang todsicher, was der Hausfrau zufriedene Esser garantierte. Aus Pragers mondänem „Riz Casimir“ wurde in den Haushalten „Riis Kaasimir“. Und der weckt heute noch Kindheitserinnerungen an die 70 Jahre.
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