Ode an den Cervelat, die Lieblingswurst der Schweizer
Selten ist ein Lebensmittel so unentbehrlich in den Schweizer Haushalten wie der Cervelat. Diese kleine Wunderwurst wurde bereits 1552 erwähnt und beherrscht seitdem den Menüplan ganzer Generationen. Kalt oder warm, direkt aus der Packung, mit oder ohne Haut, grilliert, gebrüht, in Sauce versenkt, zu Salat verarbeitet, in der Pfanne gebraten, als kalter Proviant bei einer Wanderung oder an einem Haselnusszweig über dem Lagerfeuer geröstet. Er ist günstig, lässt sich leicht verarbeiten und im Kühlschrank problemlos lagern. In Rädchen geschnitten, kreuzweise eingeritzt, quer eingeschnitten, zu Julien verarbeitet, in der Mitte entzweit, an den Enden mit Beinchen versehen: Zu jedem Verarbeitungszweck wird er in die entspreche Form gebracht. Der grillierte Cervelat ist die unabdingbare Zutat eines jeden öffentlichen Festes, Marktes oder sportlichen Veranstaltung. In der Schweiz werden jährlich 160 Millionen Cervelats produziert, ca. 21 Stück pro Kopf der gesamten Bevölkerung. Der Schweizer Cervelat ist einmalig. Die deutsche Bockwurst ist zwar dem Cervelat ähnlich, wird aber nicht grilliert. Im Gegensatz zur Bratwurst, die normalerweise zum Standardangebot vieler Restaurants gehört, habe ich noch nie ein Cervelatgericht auf einer Speisekarte gefunden. Irgendwie wird er seinen Ruf als billiges Essen für arme Bevölkerungsschichten nicht los, völlig zu Unrecht. Jeder der die Möglichkeit hatte, in einen heiss und richtig saftig grillierten Cervelat zu beissen, verliebt sich in die kleine Wurst.
Der kulinarische Höhepunkt des kleinen Mannes: Das Arbeitercordonbleu:
Ein Cervelat häuten (ist leicht), der Länge nach entzweischneiden. Zwischen die Hälften eine Scheibe Gruyère- oder Appenzellerkäse, der nicht viel breiter als die Wurst sein soll, legen. Das Ganze mit Bratspeck umwickeln, sodass es gut zusammenhält. In einer Pfanne ohne Fettzugabe nicht zu heiss braten, bis der Käse zu schmelzen anfängt. Geht zu jeder Art von Beilagen.
-Ana Figuerola
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