Freitag ist Wähentag.
Mandarinenwähe (Bild-Quelle: Volg)
In den meisten Schweizer Familien gab es einmal die Woche Wähe. Und sie gehören in praktisch jeder Schweizer Bäckerei mindestens einmal wöchentlich, am Freitag zum Angebot.
Eine Wähe ist ein süsses oder salzige Gebäck, das in einer flachen runden Schwarzblechform gebacken wird. Der Boden besteht aus einem einfachen Teig mit Rand. Wird die Wähe mit Früchten belegt, kommt ein Guss aus Milch oder Rahm, Mehl, Eier und Zucker darüber. Bei den salzigen Wähen aus Gemüse oder Käse werden die Zutaten direkt mit den Eiern und der Flüssigkeit vermischt. Zu Hause werden Wähen meist als Ganzes serviert und erst am Tisch aufgeschnitten. In den Bäckereien und an den Theken der Grossverteiler werden Wähen in Stücke gleicher Grösse angeboten.
Wähen werden bereits im Jahre 1556, als Fladen oder Kuchen beschrieben. Sie sind ein Nebenprodukt der ländlichen Hausbrotbäckerei. Teigreste wurden ausgewallt und mit dem belegt, was gerade vorrätig war. Wähen wurden traditionell zu Hause gebacken, bis vor dem Zweiten Weltkrieg die Fachpresse das Bäcker- und Konditorengewerbe aufrief, mit gleichwertigen und preisgünstigen Produkten gegen die Hausfrauendomäne des Wähenbackens anzutreten. Ein Wähe-Essen galt als volle Mahlzeit. Süsse Wähen werden heute auch zum Dessert oder am Nachmittag als «Zvieri» gegessen.
Aber weshalb ass man die Wähe typischerweise am Freitag?
Das hat ein religiöser Grund. In der christlichen Tradition ist jeder Freitag ein Gedenktag an Karfreitag, den Todestag Jesu. In Erinnerung daran wurde freitags gefastet. Im Christentum wird Fasten so definiert, dass kein Fleisch gegessen werden soll. Und so wurde der Freitag überall in den christlichen Regionen zum Fischtag. Da sich die meisten Leute keinen Fisch leisten konnten und klassische Wähen vegetarisch sind, wurden sie zu einer Freitags-Fasten-Speise.
- Ana
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